Afghanistan – die Gewalt eskaliert

Zur Veröffentlichung der UNAMA zu den zivilen Opfern in Afghanistan erklärt Dr. Frithjof Schmidt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender:

Die Gewalt in Afghanistan eskaliert. Das belegen die erschreckenden Zahlen der UNAMA über die zivilen Opfer. 2010 war das Jahr mit den meisten zivilen Opfern seit Beginn der Auseinandersetzung. Dabei sind die zivilen Opferzahlen nicht nur im Süden, sondern auch in den anderen Landesteilen teils dramatisch angestiegen. Im Norden Afghanistans gab es sogar einen Anstieg um 76 Prozent, der höchste Anstieg landesweit.

Für Dreiviertel der zivilen Opfer sind die Aufständischen verantwortlich. Diese setzen skrupellos Gewalt gegen Zivilisten ein, um das Land zu destabilisieren. Besorgniserregend ist zudem der massive Anstieg gezielter Attentate seitens der Aufständischen. Zurückgegangen sind hingegen die zivilen Opfer von Militäroperationen der Afghanischen Armee und der internationalen Truppen. In der Gesamtbilanz hat sich die humanitäre Lage, dennoch verschlechtert.

Die Zahlen zeigen einmal mehr, dass der Konflikt militärisch nicht zu gewinnen ist. Leider scheint sich unsere Besorgnis aus dem vergangenen Jahr zu bestätigen, dass die Abkehr von ISAF als Stabilisierungseinsatz hin zu einer offensiven Aufstandsbekämpfung in der Fläche zu einer weiteren Eskalation der Gewalt führt. Die Doppelstrategie aus verschärfter Aufstandsbekämpfung und politischen Verhandlungen geht so nicht auf.

Völlig deplatziert ist angesichts dieser Entwicklungen der Optimismus des ISAF-Oberkommandierenden und der deutschen Bundesregierung. Eine präzise Abzugsplanung ist nun das Gebot der Stunde. Dabei müsste ein Abzugsplan einhergehen mit einer defensiveren Militärstrategie und verstärkten Bemühungen um eine politische Lösung.

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