Zur Absetzung der höchsten Vertreter der Übergangsregierung Malis durch das Militär erklären Agnieszka Brugger, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende, und Dr. Frithjof Schmidt, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss:
Die erneute Machtergreifung des Militärs zeigt deutlich: Es war fahrlässig von der Bundesregierung davon auszugehen, dass die Rückkehr zur Demokratie in Mali gesichert sei. Es hat sich nun als Fehler erwiesen, gutgläubig auf den guten Willen der Militärs zu hoffen. Die Bundesregierung verurteilt die jüngsten Geschehnisse zurecht, jedoch kommen sie nicht gänzlich überraschend. Angesichts des nach wie vor großen Einflusses des Militärs, insbesondere des ehemaligen Putschanführers Assimi Goïta als Vizepräsident in der Übergangsregierung, hätte die europäische Union diesen Kräften unmissverständlich politische rote Linien aufzeigen müssen. Stattdessen wurde die extrem instabile politische Lage immer wieder b eschönigt.
Nachdem bereits die Hälfte der vorgesehenen 18 Monate Übergangszeit verstrichen ist, waren die Vorhaben der malischen Übergangsregierung ohnehin äußerst ambitioniert. Durch den erneuten Putsch drohen sie nun in noch weitere Ferne zu rücken. Die vorsichtigen Fortschritte der Transition der letzten Monate dürfen nicht zunichte gemacht werden. Deswegen unterstützen wir die gemeinsamen Forderungen der MINUSMA, Afrikanischen Union, ECOWAS und weiteren internationalen Partnern zur sofortigen und bedingungslosen Freilassung der inhaftierten Amtsträger und zur Rückkehr zum Übergangsfahrplan. Zentral ist, dass es einen verlässlichen Weg hin zur Wiederherstellung rechtsstaatlicher, demokratischer Kon trolle der Sicherheitskräfte und einer legitimen Ordnung gibt.
Vor dem Hintergrund der heutigen Beratungen des UN-Sicherheitsrates und des Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees der Europäischen Union fordern wir auch von der Bundesregierung, jetzt den Druck auf die Verantwortlichen im Militär zu erhöhen, um ihrer erneuten Machtübernahme Einhalt zu gebieten. Die Bundesregierung und die Europäische Union müssen umgehend erklären, wie sie angesichts dieser gravierenden Fälle die Zukunft von EUTM Mali und MINUSMA sehen. Sollten die Putschisten den Forderungen nicht umgehend nachkommen, muss die Ausbildungsmission EUTM Mali von der Europäischen Union ausgesetzt werden.
Verwandte Artikel
Thailand: Forderung nach Demokratie und Kritik an zunehmend autoritärer Herrschaft sind keine Straftaten
Zu der für Donnerstag (22. Juli 2021) angekündigten Erhebung der Anklage wegen Majestätsbeleidigung gegen die 13 thailändischen Demokratieaktivist*innen, die im Oktober 2020 an einer Demonstration vor der deutschen Botschaft in…
Weiterlesen »
Solidarität mit Menschenrechtsverteidiger:innen ernst nehmen: Schutz für Mratt Kyaw Thu
Die Proteste gegen den Putsch des Militärs in Myanmar nach den Parlamentswahlen am 01. Februar halten weiter an. Die Militärjunta geht ihrerseits mit unverminderter Härte gegen die Massenproteste vor. Sie…
Weiterlesen »
EUTM Mali – Zivile Maßnahmen und die Unterstützung demokratischer Kräfte ins Zentrum stellen
Die Verlängerung des Bundeswehrmandates zur Beteilung an der EU-geführten Ausbildungsmission EUTM Mali war Gegenstand der Tagesordnung der Plenarsitzung des Deutschen Bundestages am 19. Mai 2021. Die Enthaltung der Bundestagsfraktion von…
Weiterlesen »